Raum wird Schulraum – Schulraum wird Lernwelt.
Eine Vision nimmt Gestalt an
Die KV-Reform steht im Fokus der BFSU. Es werden Möglichkeiten ausgelotet, diese in den Schulalltag zu integrieren und Überlegungen angestellt, wie bauliche Anpassungen im Einklang mit den Zielen der Reform umgesetzt werden können.
Eine Idee, die für Rektor Otto Schlosser immer konkreter Formen annimmt, ist die «Loft School Uster». Die BFSU ergreift die Initiative zur Gestaltung einer neuen Lernwelt. Dank der Unterstützung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich kann sie in unmittelbarer Nähe zum Bildungszentrum Uster 1000 Quadratmeter ehemalige Bürofläche anmieten. Diese Räumlichkeiten befinden sich im Zellweger-Areal in Uster, in der Umgebung bekannter Bauten von Herzog & de Meuron oder Ronald Rohn. Unter der Leitung von Rektor Otto Schlosser und einem engagierten Team beginnt hier die Entwicklung der wohl grössten offenen Lernlandschaft einer Berufsfachschule im deutschsprachigen Raum.
Die Raumgestaltung: Eine Stadtplanung für das Lernen
Das Objekt bietet sich hervorragend für eine flexible und multifunktionale Schulraumgestaltung an. Mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln wurde aus dem ehemaligen Büro in Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekturbüro Dost die «Loft School BFS Uster» geschaffen, eine anpassungsoffene Lernwelt.
«Das Büro wird zum Begegnungsort», sagt Innenarchitekt Julian Tschanen. «Es wird immer selbstverständlicher, eine Arbeit, die viel Konzentration erfordere, im Home-Office zu erledigen. Diese Realität kennen heute die meisten KV-Lernenden von ihrem Arbeitsplatz. Die Loft School bildet sie nun auch in der Schule ab.»
Anstelle von festen Schulzimmern werden entsprechend der Ansprüche der verschiedenen Lehr- und Lernformen unterschiedlich grosse funktionale Lernzonen geschaffen. Um die passende Umgebung situationsgerecht zu gestalten, können diese Zonen durch geschicktes Platzieren von mobilen Akustikwänden oder andern Raumelementen flexibel umgebaut und kombiniert werden. Die mobile Möblierung zeichnet sich durch Lerninseln aus beweglichen Modulen aus, zahlreiche Sitzsäcke und gemütliche Nischen mit hellen Pastellfarben laden zum Verweilen ein. Statt Zimmernummern sind die jeweiligen Lernzonen der Loft School im Stundenplan der Schülerinnen und Schüler eingetragen. Wanduhren gibt es keine.
Die Raumgestaltung orientiert sich an der Planung einer Stadt. Es gibt verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Qualitäten, wie das Bistro im Mittelpunkt des Raums, das für die Mittagspause und freies Arbeiten konzipiert ist. Es verfügt über einen Non-Profit-Snackautomaten, dessen Inhalt von den Lernenden mitbestimmt wird.
Ein innovatives Lehrumfeld für die Zukunft des Lernens
Mitbestimmung und selbständiges Arbeiten – das soll durch die Loft School gefördert werden. Und: Die Arbeit der Architekten ist noch nicht abgeschlossen, da Anpassungen je nach auftretenden Herausforderungen im Schulalltag vorgenommen werden können. Die Lehrkräfte haben sich darauf geeinigt, in den ersten sechs Wochen zu rotieren und jeweils eine Woche in jeder Klassenzone zu unterrichten. Besonderes Augenmerk wurde auf die Akustik gelegt, um sicherzustellen, dass Stimmen überall hörbar sind, aber nicht störend wirken. Interessanterweise hat eine Befragung der Pädagogischen Hochschule ergeben, dass die Lernenden sich durch den während des Unterrichts vorhandenen Geräuschpegel überhaupt nicht gestört fühlen und eher die Zeit beim Lernen vergessen.
Die Loft School an der Berufsfachschule Uster stellt ein innovatives Lehrumfeld dar und eine im deutschsprachigen Raum bislang einzigartige Lernlandschaft. Sie gibt Lernenden die Freiheit, eigenständig zu lernen und zu wachsen. Willkommen in der Zukunft des Lernens.
Die Sitzsack-Revolution oder die Philosophie der Loft School
Bei einem Rundgang durch die Loft School gibt Rektor Otto Schlosser einen persönlichen Einblick in seine Erfahrungen mit einem scheinbar alltäglichen Möbelstück – dem Sitzsack. Er erzählt von seinem ersten Versuch, im Sitzsack zu arbeiten und wie ungewohnt diese Erfahrung für ihn war. Er brauchte mehrere Anläufe, um die richtige Sitzposition zu finden. Aber dann wurde der Sitzsack zu seinem bevorzugten Ort für Momente der Reflexion, als der perfekte Ort, um in Gedanken zu versinken und Ideen zu entwickeln.
Diese Anekdote verdeutlicht die Philosophie der Loft School, dass Lernen und Arbeiten nicht an starre Strukturen gebunden sein muss. Vielmehr geht es darum, die besten Bedingungen zu schaffen, um das individuelle Potenzial der Lernenden zu entfalten. Ob im Sitzsack oder an einem traditionellen Tisch – die Loft School bietet Raum, um neue Wege des Lernens und Arbeitens zu entdecken. Vermeintlich unkonventionelle Ansätze führen zu innovativen Lösungen und verdeutlichen die Flexibilität und Offenheit der BFSU gegenüber neuen Ideen und Ansätzen.