Timon Günthard im Interview
Timon Günthard hat im Sommer seine Berufsmaturität an der Berufsfachschule Uster abgeschlossen – und das unter besonderen Umständen. Neben einem 65%-Arbeitspensum als Fachbauleiter sowie Gebäudetechnikplaner spielte er Unihockey auf höchstem Niveau in der Lidl Unihockey Prime League. Im folgenden Interview gibt er Einblicke in seinen durchgetakteten Alltag und beschreibt, wie er es geschafft hat, Arbeit, Schule und Profisport zu kombinieren. Timon verrät, wie er sich auf Prüfungen vorbereitete, warum er den Unihockeysport nicht nur als körperliches Training sieht und welche Fähigkeiten er aus dem Teamsport in seine berufliche und schulische Laufbahn mitnimmt.
Vielen lieben Dank, dass du dir kurz Zeit nimmst. Dein Tag ist sicher sehr durchgetaktet. Ist das richtig, dass du während deiner BM2 gleichzeitig gearbeitet und Unihockey auf Profiniveau gespielt hast?
Der Dank ist meinerseits! Ja, ich habe im zweiten Semester der Teilzeit-BM2 von der U21A des HC Rychenberg Winterthur in die 1. Mannschaft des UHC Usters gewechselt (Lidl Unihockey Prime League, früher NLA). Da spielte ich parallel zur BM2 und zu meinem 65 % Arbeitspensum.
Wie sah ein typischer Tag bei dir aus, an dem du Schule, Arbeit und Unihockey unter einen Hut bringen musstest?
Es gab keinen «typischen» Tag. Am intensivsten war jeweils der Donnerstag, weil ich da Schule, Arbeit und Sport kombinieren musste. Um mein Arbeitspensum möglichst gut auf die Woche zu verteilen, habe ich jeweils im Co-Working-Space der BM2 über Remote etwa zwei Stunden fürs Geschäft gearbeitet, während meine Mitschüler:innen im Englisch-Unterricht waren. Ich habe den Englisch-Unterricht natürlich nicht einfach geschwänzt, sondern konnte mich mit dem First B2 Diplom davon dispensieren. Am Abend nach der Schule ging ich jeweils direkt ins Fitnessstudio, welches – sehr passend für mich! – auch in Uster stationiert ist.
Was war die grösste Überraschung für dich, als du begonnen hast, Berufsmatura, Arbeit und Unihockey zu kombinieren?
Ich wusste ja, worauf ich mich einliess und hatte Respekt vor dem zu erwartenden Pensum. Ich war dann positiv überrascht, dass ich mein Arbeitspensum von 65 Prozent tatsächlich so beibehalten konnte und Arbeit, Schule und Sport gut miteinander harmonierten.
Gab es einen bestimmten Moment oder ein Ereignis während deiner Zeit an der BFSU, dass dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Als wir zusammen als Klasse in Amsterdam eine Studienwoche hatten. Dies war für mich ein einmaliges Erlebnis. Wir waren eine tolle Klasse und hatten eine super Zeit zusammen. Das werde ich nicht so schnell vergessen!
Wie hast du dich auf Prüfungen vorbereitet, während du gleichzeitig andere Verpflichtungen hattest?
Zum Glück musste ich mich neben der Schule nicht übermässig intensiv auf Prüfungen vorbereiten, wenn ich im Unterricht einigermassen dabei war, hat das grundsätzlich ausgereicht. Und für die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen hatten wir Unterrichtsstunden zur Verfügung, dies hat mir sehr geholfen.
Unihockey in der höchsten Spielklasse der Schweiz zu spielen, erfordert sicherlich viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Wie bleibst du sowohl auf dem Spielfeld als auch im Berufsleben motiviert?
Ein wichtiger Kern ist wohl, dass ich intrinsisch motiviert bin, das heisst, dass ich von selbst immer mein Bestes geben will. Ich denke, ich bin schon leistungsorientiert und möchte gern der Beste sein, egal wo. Damit ich meine langfristigen Ziele erreiche, muss ich das grosse Ganze im Auge behalten und mich mit voller Energie auf wenige, wichtige Zwischenziele fokussieren. Ich möchte zum Beispiel ein Betriebsökonomiestudium abschliessen. Dafür benötige ich einen Berufsmaturaabschluss. Also habe ich mich auf dieses erste Zwischenziel fokussiert. Ich weiss, das passt nun vielleicht nicht ganz zu einem Interview im Schulkontext, dass ich mich nicht voll und ganz auf die Schule fokussiert habe… 😉 aber bei diesem Zwischenziel zählt nur der Abschluss, egal mit welcher Note. Somit habe ich mich in dieser Situation entschieden, meine Energie nicht für falschen Ehrgeiz zu verschwenden und konzentriere mich nicht überwiegend auf die Schule, sondern mehr auf den Sport und die Arbeit.
Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen aus dem Unihockey kannst du auch in deinem schulischen und beruflichen Werdegang nutzen?
Ich bin überzeugt, dass Sport und Wirtschaft sehr grosse Schnittmengen haben und man sehr viele Erfahrungen aus einem Teamsport in den Berufs- und Schulalltag mitnehmen kann. So zum Beispiel Teamfähigkeit, Leistungsorientierung, Resilienz. Man versucht also, nach einem Rückschlag weiterzumachen und probiert, das grosse Ganze zu sehen und die Aufgaben nach Prioritäten zu erledigen, nicht nach Lust und Laune.
Du hast dich entschieden, nach deiner Berufsmatura ein Studium in der Betriebsökonomie zu beginnen. Was hat dich zu dieser Wahl inspiriert?
Gelernt habe ich Gebäudetechnikplaner Lüftung EFZ. Ich schätze diesen Beruf sehr, habe mich aber entschieden, dass ich mein berufliches Tätigkeitsfeld weiterentwickeln möchte. Das Studium der Betriebsökonomie bedeutet damit für mich fürs Erste einen Wechsel in eine neue Branche. Im Dezember 2023 habe ich eine Studien- und Laufbahnberatung gemacht und dabei wurde deutlich, dass mich Führungsaufgaben, das Funktionieren der Wirtschaft und auch die Finanzbranche sehr interessieren.
Wie stellst du dir die Verbindung von Betriebsökonomie und Sport in deiner zukünftigen Karriere vor?
Ich nehme viele Erfahrungen aus dem Sport in den Berufsalltag mit. Zudem sind Führungsqualitäten in der heutigen Zeit sehr gefragt, auch diese kann man in einem leistungsorientierten Teamsport erlernen und üben. Als Beispiel: Im Sport kann man nur als Team gewinnen, wenn man die Mitspieler:innen für ein gutes Zusammenspiel und eine gute Leistung motivieren kann. Genau so funktioniert es doch auch in der Wirtschaft! Gute Leistungen, Produkte und Dienstleistungen entstehen heute vor allem im Team!
Welche beruflichen Ziele verfolgst du mit dem Studium der Betriebsökonomie? Gibt es spezifische Positionen oder Branchen, die dich besonders interessieren?
Ich kann mir gut vorstellen, nach dem Studium in einer Führungsposition zu arbeiten oder mein letzthin gegründetes eigenes Unternehmen weiter voranzutreiben. Auch meine jetzige Arbeit in der Baubranche gefällt mir sehr, ich habe etliche Ideen, wie wir Arbeitsprozesse noch effizienter gestalten könnten. Da mich aber auch die Finanzbranche reizt, kann ich momentan nicht sagen, wo es mich hinziehen wird. Ich bin selbst gespannt!
Was war die wertvollste Lektion, die du während deiner Zeit an der BFSU gelernt hast?
Dass ein neues Umfeld sowie neue Situationen immer auch neue Chancen bringen, sich persönlich weiterzuentwickeln.
Gibt es eine Person oder ein Vorbild, die dich besonders inspiriert hat, eine duale Karriere zu verfolgen?
Mein Onkel vielleicht, er hat seinen Berufseinstieg mit einer KV-Lehre gemacht und ist jetzt ein renommierter Infektiologe und leitender Arzt am Universitätsspital Zürich. Zudem ist er lange – auch noch als Arzt – Bergmarathons gelaufen. Irgendwie bin ich da wohl einfach hineingewachsen. Natürlich habe ich durch meine Eltern, die momentan beide selbständig sind, viele Erfahrungen mitnehmen dürfen und den Ehrgeiz, etwas zu erreichen, unbewusst aufgenommen.
Nur noch ganz kurz:
- Wann warst du an der BFSU? 2022 bis 2024
- Was war dein Lieblingsfach an der BFSU? Wirtschaft & Recht
- Was war deine beste Note im Abschlusszeugnis? Wirtschaft & Recht, Geschichte & Politik und bei der IDPA erreichte ich eine 5.5
- Und die schlechteste? Mathematik nur eine 4
- Was ist deine Lieblings-Netflix Serie? Sherlock Holmes / Monk
- Was hast du immer dabei? Gute Laune 🙂
- Was ist dein ultimatives Traum-Reiseziel? Istanbul & Nizza
- Worauf bist du am meisten stolz? Auf meine Familie, sie sind einfach super!